Nominierung Faust – Theaterpreis 2023
Die Inszenierung »Aus der Kurve fliegen« von Grete Pagan, für die ich das Bühnen- und Kostümbild entworfen habe, wurde für den Faust-Theaterpreis 2023 in der Kategorie Theater für junges Publikum nominiert!
Nominierungsbegründung der Inszenierung AUS DER KURVE FLIEGEN
von Grete Pagan, Junges Ensemble Stuttgart (2022)
„Aus der Kurve“ fliegen ist eine kollektive Erzählung über Angst und Risiko, Verletzungen und Grenzen – die eigenen, der anderen, des Körpers und des Raumes. Als „urbanes Tanztheater“ finden Grete Pagan und ihr virtuoses Ensemble, zu dem selbstverständlich und voll integriert auch eine DGS-Dolmetscherin gehört, eine hoch spannende Form für diese Themen für ein Publikum ab der 5. Klasse.
Die Bühne (Anne Hölck) eröffnet einen Raum für gewagte Sprünge, für klettern, rollen, springen und balancieren – aber auch für das Verstecken, für Rückzug und Vorsicht. Auf der darstellerischen und tänzerischen wie auf der meist biografischen Textebene hält die Inszenierung stets diese Balance: Das Ensemble beeindruckt durch Kraft, Mut und Virtuosität, erzählt aber auch immer wieder glaubwürdig von Scheitern, Anstrengung und Verletzlichkeit und schafft es damit, für die Kinder und Jugendlichen einen ehrlichen Reflexionsraum dieses für sie so zentralen Themenfeldes aufzumachen. „Aus der Kurve fliegen“ holt das Publikum in der eigenen Erfahrungswelt ab – selbst die Bewegungssprache scheint nicht nur vom Break- und Urban Dance, sondern auch vom körperlichen Spiel von Kindern inspiriert – ohne diese einfach zu reproduzieren. Im Gegenteil werden die Zuschauer:innen gefordert, neue Erfahrungen im Denken und Fühlen zu machen, aber auch im Zuschauen. Sie sind eingeladen, eigene Fokuspunkte zu entwickeln, das Eigene im Gezeigten zu entdecken und tänzerisch oder erzählerisch angerissene, nie langweilig auserzählte Situationen weiterzudenken.
Als Inszenierung spielt „Aus der Kurve fliegen“ mühelos mit Genregrenzen, ist mal mehr Tanz-, mal Sprechtheater, mal mehr Performance mit Live-Musik (Choreogafie: Lin Verleger, Musik: David Pagan). Die Inszenierung ist ein absoluter Ensemble-Abend. Neben Gruppenszenen gibt es Soli und Duette, aber alles entsteht aus und mündet immer wieder in das Ensemble. Wer von den Darsteller:innen eigentlich aus dem Schauspiel kommt, wer eine tänzerische Ausbildung hat, wer welche Laut- oder Gebärdensprache spricht, von wem welche Texte und Impulse stammen, ist dabei im Einzelnen nicht mehr wichtig, weil alles in einer sehr geglückten gemeinsamen Bühnensprache zusammenfließt.